BEGRÜNDUNG DER JURY des 4. Arbeitsstipendiums des Mörderische Schwestern e.V. 2017

„Der unerwünschte Profiler“ (Arbeitstitel, d. Red.) von Patricia Holland Moritz ist eine psychologisch tiefsinnige Betrachtung, wie ein Mensch zum Täter werden kann, und zugleich ein Stück deutsch-deutscher Wissenschaftshistorie. Der Krimi handelt von den „Eberswalder Knabenmorden“, die Erwin Hagedorn 1969 und 1971 begangen hat. Nur durch den unermüdlichen Einsatz des forensischen Psychiaters der Charité Berlin Dr. Hans Szewczyk konnte der Täter gefunden werden. Dabei musste sich Szewczyk gegen das dogmatische System der DDR durchsetzen, dessen Ideologie des Bürgers als „sozialistische Persönlichkeit“ die individuelle Erstellung eines Täterprofils mit Berücksichtigung der sozialen Herkunft des Täters geradezu verbot. Dementsprechend wurde die Mitarbeit von Szewczyk an den Fällen immer wieder unterbunden.

Die Autorin, die in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, geboren wurde,  ist dem Thema vollkommen gewachsen. Sie verbindet in professioneller und spannender Weise Kriminalroman und Zeitgeschichte, indem sie die verstörenden Taten und kruden politischen Verwicklungen in lebendiger Sprache schildert. Die Autorin schafft es mit kleinen Details, die Atmosphäre der ehemaligen DDR aufleben und Figuren lebendig werden zu lassen, mit all den ideologischen, wissenschaftlichen und menschlichen Grenzen dieser Zeit. Die Geschichte der Täter- und Tatortanalysen in den 70ern in der DDR – und interessanter Weise einmal nicht in den USA mit Hochglanz-FBI-Ermittlern - wird ohne Effekthascherei erzählt und berührt gerade wegen ihrer unprätentiösen Art. Die Interaktion der Menschen in diesem Milieu verspricht interessant zu werden.

Deshalb sprechen wir unsere Empfehlung für diesen Kriminalroman aus.

  

Nellsche auf Was liest du?

Atmosphärisch und packend

Ende der 1960er Jahre erschüttern Kindermorde ganz Deutschland. Im Westen treibt der pädosexuelle Serienmörder Jürgen Bartsch sein Unwesen, während im Osten drei grausame Morde begangen werden. Schnell breitet sich Panik aus und die Suche nach dem Täter, auch unter der sowjetischen Besatzungsmacht, beginnt. Die Ermittler der Kriminalpolizei stehen erheblich unter Druck. Der Forensiker Paul Semper will die Ermittler unterstützen und entwickelt neue Ansätze in der Täteranalyse.

Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen, insbesondere weil es auf wahren Begebenheiten beruht.
Der Schreibstil ließ sich gut und flüssig lesen. Die Beschreibungen sowohl der Personen als auch der Geschehnisse waren detailliert und bildhaft, so dass ich alles gut vor Augen hatte. Auch die Atmosphäre wurde sehr gut geschaffen und ich war praktisch mittendrin in der damaligen DDR.
Die Story fand ich sehr spannend, gerade aufgrund der wahren Hintergründe. Sowas wirkt nochmal ganz anders auf mich, als nur reine Fiktion.
Die Geschichte wurde aus mehreren Perspektiven und in kurzen Kapiteln erzählt. So bekam ich sehr gute Einblicke in die Ermittlungsarbeit, aber auch in die Gedanken und Überlegungen von Paul Semper zur Täteranalyse. Beides fand ich sehr interessant. Dann waren noch die Verhörprotokolle von Jürgen Bartsch eingeschoben, die mir gut gefiel und die ich dank der kursiven Schrift gut trennen konnte. Aber auch die Passagen aus Sicht des Täters waren super interessant, denn sie zeigten seine erschreckenden Gedanken.
Die Spannung war durchgängig in gutem Maße vorhanden und ich war gespannt, wie sich die Geschichte entwickelt und wie sie ausgeht. Ich hatte so manches Mal eine Gänsehaut.
Mich hat diese Geschichte gepackt und komplett überzeugt.

Ein atmosphärischer Roman, der mich mitreißen konnte. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

 

Arno Heinz L. auf Amazon

Einblicke in die Psyche eines Profilers

Wenn mehrere Kinder Opfer eines Verbrechens sind, beginnt für alle Beteiligten ein Wettlauf mit der Zeit. Spielt diese wahre Geschichte dann auch noch in einem Land, indem Verbrechen eigentlich ein gesellschaftliches Tabu darstellen, einige durchaus mögliche Verdächtige auf Grund ihrer gesellschaftlichen Stellung als Tatverdächtige von vornherein ausgeschlossen werden, dann sind Fehlentwicklungen in der Ermittlung des wahren Täters vorprogrammiert. So auch in diesem nachvollzogenen Fall der Kindesmorde in Eberswalde Ende der sechsziger Jahre. Akribisch muss die Autorin recherchiert haben, denn an vielen Stellen blitzt Insiderwissen hindurch. Die komplizierten Verwicklungen der Beteiligten sind immer logisch nachvollziehbar. Dass Soldaten der sowjetischen Streitkräfte involviert sein könnten, dass eventuell hohe "Würdenträger" verdächtig werden könnten, all das wird angepackt. Die Freundschaft, eher gute Bekanntschaft des Ermittlers mit einem renommierten Profiler (diesen Begriff gab es zu dieser Zeit in dieser Ausprägung wohl noch gar nicht) ist dann der Schlüssel zu Erfolg. Sich in die Psyche eines Täters hinein zu versetzen, erfordert vom forensischen Psychologen enorme Empathie und filigranes Vorgehen. Diese Leistung wird hervorragend im Buch offenbart.

Es gibt keine Abstriche, deshalb eine uneingeschränkte Leseempfehlung und fünf Sterne.

 

 

Kermel auf Lovelybooks

Ost-West-Geschichte der 60-er

Kurzmeinung: Berliner Geschichte, spannend geschrieben, da wünsche ich mir mehr von!

Der Menschenleser von Patricia Holland Moritz ist mir mit seinem tollen schwarz weiß Cover sofort insAuge gesprungen! Das Thema ist sehr spannend, den Älteren unter uns sind die Eberswalder Knabenmorde vielleicht sogar noch im Gedächtnis. Ich selbst bin erst Mitte der 70er in Berlin geboren und wusste noch nichts davon, habe aber von den ersten Seiten an sofort voller Spannung gelesen. Im ostdeutschen Eberswalde werden zwei kleine Jungen tot aufgefunden, während in Westdeutschland- genauer in Nordrhein-Westfalen der pädofile Serienmörder Jürgen Bartsch sein Unwesen treibt. Die zwei Ebenswalder Kommissare tappen erst im Dunkeln und bekommen einen Berliner Gerichtsmediziner zur Seite. Dieser Fall richtet sich nach einer wahren Begebenheit und belegt durch originale Ausschnitte der Befragungsprotokolle machte das ganze für mich zu einem besonderen Lesevergnügen. Wir erfahren viel über den Ablauf der Ermittlungen früher in der DDR und die ersten Anfänge des Profilings. Außerdem fand ich interessant zu lesen wie die Arbeit der Kriminologen vom System der Anpassung erschwert wurde. Ein großartiger Roman, dem ich die volle Punktzahl gebe.

 

Nele33 auf Lovelybooks

Atmosphärische Dichte

Der Roman "Der Menschenleser" von Patricia Holland Moritz beschäftigt sich mit den Knabenmorden in Eberswalde und NRW in den 60-iger und 70-iger Jahren.

Das Cover ist grau und trist und spiegelt die Atmosphäre dieser Jahre und die Thematik des Buches wieder.

Der Schreibstil ist klar und knapp und beschränkt sich auf das  Wesentliche. 

Die Autorin hat äußerst umfangreich recherchiert um dem Leser die Ermittlungsarbeit im Sozialismus näher zu bringen.

Alles, auch der Mord an Kindern wird dem System untergeordnet. 

In Eberswalde verschwinden zwei Jungen und werden später ermordet aufgefunden. Schnell wird in den üblichen Kreisen(Trinker, psychisch Kranke und Pädophilen) nach dem Täter gesucht. Schnell geraten auch die Sowjet-Soldaten ins Visier der Ermittlungsarbeiten.

Die Ermittler Krauskopf und Schimmelpfennig werden sehr reglementiert in ihrer Arbeit.

Semper der ehemalige Professor von Krauskopf und fast schon ein Freund, ist Forensiker an der Charitie und arbeitet schon lange an der Erstellung von Täterprofilen. Als nach Monaten der Ermittlungen kein Vorankommen ist, wird der Ermittlungsstab massiv verkleinert, da die Leute an anderen Stellen im Land gebraucht werden (Jubiläum etc.)

Durch einen Trick erreichen Semper und Krauskopf eine Zusammenarbeit. Semper ist mit seinem Täterprofil auf der richtigen Spur, da geschieht der nächste Mord.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen, da die Gedanken des wohl ersten Profilers Deutschlands sehr detailliert und ausführlich beschrieben werden. Ebenso dicht wird das Verhältnis von Krauskopf und Semper durchleuchtet, mit allen Spannungen die es auch zwischen den Beiden gibt.

Interessant waren in diesem Zusammenhang auch noch die orginal Interviews mit Jürgen Bartsch, der kurz vorher in NRW für die Jungen Morde verantwortlich war.

Ich vergebe für dieses authentische Buch gerne die volle Sternenanzahl. 

 

 

Diana 182. auf Lovelybooks

Atmosphärisch dicht und absolut mitreißend: Der Menschenleser. Klare Leseempfehlung!!!

Das Cover zeigt ein altes Schwarz/Weiß Bild. Im Hintergrund ist der Berliner Fernsehturm zu sehen. So wird der Handlungsort schnell deutlich. Doch neugierig machte mich hier auch der Titel. Er ließ mich einen weiteren Blick auf die Buchbeschreibung werfen und schnell wollte ich mehr über den Inhalt des Buches erfahren.

Der Einstig ist schnell geschafft. Wir werden Zeuge es eines grausamen Mordes, der sowohl die im Buch beteiligten Personen, aber auch die Leser des Krimis fassungslos macht. Wer ist zu solch einer Tat fähig!?

Nach und nach schauen wir der Polizei und den Ermittlern über die Schulter und erfahren vieles über die damaligen Ermittlungsabläufe in der DDR. 

Aber auch der Täter wird hier auf seinen Taten begleitet und durchleuchtet.

Durch den detaillierten Schreibstil der Autorin fühlte ich mich atmosphärisch in die damalige Zeit zurück versetzt. Auch wenn ich die Ereignisse der DDR leider nur aus Erzählungen von Eltern und Verwandten kenne, konnte ich mich beim Lesen sehr gut viele Jahre zurückversetzt ins Geschehen eindenken. 

Die ermittelnden Figuren wurden charakterlich tief gezeichnet und können so sehr schnell voneinander unterschieden werden. Mein Interesse lag dabei sehr bei den Ausführungen Sempers, der den Fall durchleuchtete und sehr erheblich bei der Aufklärung mitwirkte. 
Anhand von vielen Perspektiven und Erzählsträngen führen die Ermittlungsarbeiten zu einem Mörder, der wohl selbst den erfahrensten Ermittler in der Form noch nicht untergekommen ist und sprachlos zurück lässt.

Am Ende des Buches ist ein Glossar zu finden, welches die einzelnen Bezeichnungen aus DDR Zeiten erklärt und für den Leser erläutert. 
Mein Fazit: 
Ein atmosphärisch dichter Krimi, der auf wahren Abläufen beruht und den Leser einen Schrecken über den Rücken fahren lassen dürfte.

Ich habe das Geschriebene von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen und vergebe so sehr gern eine klare Leseempfehlung!

 

Buecherwurmin auf Instagram

22. März 2019

In „Der Menschenleser“ geht es um den realen Fall Erwin Hagedorn, der Ende der 1960er-Jahre in Eberswalde zwei Jungen ermordete. Hagedorn heißt im Buch allerdings Klinger, und auch sonst sind einige Namen von Protagonist*innen für das Buch geändert worden. Wir begleiten nicht nur die Polizisten auf ihrer Suche nach dem Mörder, sondern auch einen Berliner Psychiater, der bei diesem Fall zum ersten Mal Profiling-Techniken einsetzte sowie den Mörder selbst.
Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verlaufen fließend. So wurden die meisten Namen der am Hagedorn-Fall Beteiligten geändert, den westdeutschen Serienmörder Bartsch, aus dessen Vernehmungsprotokollen zitiert wird, gab es mit diesem Namen wirklich. Für mich war das Unwissen, was faktenbasiert und was ausgedacht ist, gerade am Anfang recht anstrengend und hielt mich beim Lesen etwas auf. Hinzu kommt ein längerer Durchhänger im ersten Drittel des Buches, durch den ich mich ziemlich durchkämpfen musste. Danach gefiel mir der Roman allerdings sehr gut, vor allem die Figur des psychiatrischen Forensikers Paul Semper war spannend gezeichnet, und zum Ende hin nimmt die Geschichte rasant an Fahrt auf. Für mich persönlich hätte es auf jeden Fall mehr spannendes aus dem Psychiaterköpfchen sein können und weniger bürokratisches Hickhack. Außerdem finde ich es schade, dass im ganzen Buch Frauen, bis auf die Mütter der verschwundenen Jungen, weder vorkommen noch Redeanteil haben. Das ist zwar mit Sicherheit der Zeit und, nun ja, den Tatsachen geschuldet, anstrengend fand ich es dennoch. Alles in allem eine Empfehlung für Krimifans, die sich idealerweise mit den beiden realen Fällen ein bisschen auskennen.

 

MB auf Lovelybooks

Mehr Roman als Krimi – lesenswert

Wie das Grauen in den tristen Alltag bricht...

Der Roman hat mich gut unterhalten und zurückgeführt (siehe Klappentext) in meine Kindheit; als 'Westler' war mir der Fall des Jürgen Bartsch sehr vertraut, die Parallele in der DDR hingegen nicht; umso eindrücklicher fand ich, wie von Staatsseite auf die im Sozialismus eigentlich unmöglichen Vorgänge reagiert wurde. Interessant war für mich auch, die 'Geburtsstunde' des Profiling mitzubekommen. Und trotzdem fehlte mir etwas zur vollen Punktzahl: der Spannungsbogen entwickelt sich erst im letzten Viertel (zu wenig für einen Thriller / Pageturner); die Personen (insbes. der Psychiater Semper und seine Überlegungen zur Forensik, zur Täteranalyse) erhalten nur wenig Tiefe (zu wenig für einen Roman). Es ist, als wenn das trotz allem sehr gut gelungene Buch sich nicht so richtig hat entscheiden können...

 

Tim01011990 auf Lovelybooks

Sehr gut geschriebener Roman

Der Roman "Der Menschenleser" handelt von einem wahren Fall. Michael und sein Freund Silvio werden in der ehemaligen DDR ermordet. Der Täter wird nicht gefasst. Ein Jahr später schlägt der Mörder wieder zu. Die Morde haben sich in der Wirklichkeit ereignet und die Autorin erzählt die Geschichte der einzelnen Familien. Spannend geschrieben, mir hat der Roman sehr gut gefallen.

 

connychaos auf Amazon

Interessant

Eberswalde Ende der 60er Jahre. Während in Westdeutschland Jürgen Bartsch sein Unwesen treibt, sind im ostdeutschen Eberswalde zwei kleine Jungen verschwunden und werden kurze Zeit später tot aufgefunden.
Die Kommissare Schimmelpfennig und Krauskopf ermitteln.
Hilfe bekommen sie hierbei vom Berliner Gerichtsmediziner Semper, der wohl der erste Profiler seiner Zeit ist.
Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit, das finde ich sehr reizvoll.
Der Schreibstil liest sich eigentlich recht leicht und flüssig, nur die Ausschnitte der Befragungsprotokolle des Jürgen Bartsch lesen sich recht anstrengend und stören meinen Lesefluss.
Die Geschichte ist für einen Krimi sehr gemächlich und wenig spannend, die Beschreibung der Ermittlungsarbeiten fand ich aber sehr interessant zu lesen.
Die Stimmung der damaligen Zeit in der DDR wurde gut beschrieben und es wirkt alles sehr authentisch.